2021-08

Datum: 18.08.2021
Thema: Hosting von Access-Anwendungen (Gastvortrag von Dieter Liessmann), Hilfe bei Problemen und allgemeine Diskussion – alles wieder virtuell und „experimentell“

Zum August-Termin bekam der Access-Stammtisch virtuellen Besuch von Dieter Liessmann (top solutions – Gesellschaft für Softwareentwicklung und Managementberatung mbH).

Vielen dürfte er bekannt sein als Sprecher auf der 17. Access-Entwickler-Konferenz.

Dieters Vortrag auf dem August-Stammtisch war zwar nicht bildgewaltig, jedoch nicht minder interessant.

Zu seiner Vorgeschichte erzählte Dieter, dass er Access-Hosting seit 2015 betreibt und seine IT-Anfänge mit Assembler begannen.

Zu Beginn des Vortrags leitete Dieter mit der Frage ein, warum Access-Datenbanken überhaupt zu hosten. Die Antwort ist ganz trivial: Umfangreiche Access-Applikationen, die historisch gewachsen sind, gaben den Ausschlag. Die Frage nach einer anderen Software stellte sich dabei nicht.

Jedoch: Bei kleinen Access-Datenbanken lohnt sich ein Hosting oftmals nicht – zu groß ist der Aufwand beim Hosting.

Als Beispiel führte Dieter die Software Sage Office Line (früher KHK) an – eine ERP-Lösung auf Access-Basis. Heute ist das Programm mit C# programmiert, im Kern aber ist es noch Access – und stellt so auch eine Art von Access-Hosting dar.

Ein anderes Beispiel ist Dieters Warenwirtschafts-System. Es wurde mal entwickelt mit Access 97. Über die Jahre wurde es weiterentwickelt und hat jetzt Stand von Access 2002.

Eine Lösung für die Hilfsmittelwiedereinsatzverwaltung konnte z.B. durch Access-Hosting auf jeder Plattform verfügbar gemacht werden (PC, Mac, iPhone)

Jedoch macht das nur Sinn, wenn auch die GUI entsprechend angepasst ist.

Livedemo topFaktura auf Android

In einer Livedemo zeigte er die gehostete Access-Datenbank-Lösung topFaktura auf Android.

Hier bemerkte Gundo, dass es einfach nur eine Terminal-Server-Lösung ist. Dem stimmte Dieter zu.

Schlüsselaspekte beim Access-Hosting

Nach dem Live-Teil ging Dieter in seinem Vortrag auf wichtige Methoden und Schlüsselaspekte beim Einsatz von Access-Hosting-Lösungen ein.

  1. Verfügbarkeit
  2. DSGVO
  3. Service
  4. Preis
  5. Patch Management

Verfügbarkeit

Die Verfügbarkeit ist nur so viel wert, wie die Strafzahlung, wenn sie unterschritten wird. Als Beispiel nannte Dieter einen Ausfall von ~ 19 Stunden, was einer Gutschrift i.H.v. 80 € entsprach.

⚠ Achtung beim Hoster: Hier gibt es viele unseriöse Anbieter. In der Präsentation sind diverse ausgewählte Hoster aufgeführt.

Kurz gefasst, ist die Verfügbarkeit ist der „Knackpunkt“.

DSGVO

ISO-Norm für Rechenzentren, die jährlich geprüft wird.

Service

Beim Service kommt es auf die vier W’s an:

  • Wer ist Serviceanbieter?
  • Wo ist der Service angesiedelt?
  • Wie wird der Service gewährleistet?
  • In welcher Sprache wird der Service angeboten?

Preis

Ein günstiger Preis kann auf einen Hoster hinweisen, der eher im Ausland (Russland, Ägypten) angesiedelt ist.

Sonderfall Azure

Riesenvorteil von Azure-Diensten sind die extrem professionellen Systeme und eine hohe Verfügbarkeit von 99,99 % (kann man bei Microsoft nachsehen).

Leider ist Azure – Stand heute – nicht DSGVO-konform. Es gibt aber einen Silberstreif am Horizont.
Der Service kann u.U. tageszeitabhängig sein.

Die Azure-Kostenstruktur ist zudem sehr undurchsichtig. Z.B. gibt es ein lastabhängiges Abrechnungsmodell nach dem Prinzip „Pay what you use“.

Spannend ist der Azure Stack (https://azure.microsoft.com/de-de/overview/azure-stack/): Hier kann die eigene Azure Cloud auf der eigenen Hardware laufen. Das kann theoretisch auch weitervermieten. Jedoch lohnt sich das eher nur für Großkunden.

Wenn Dieters Firma eine Private Cloud aufbaut, dann wird das mit Hardware für mind. fünf Jahre realisiert (d.h. die Gewährleistung wird für fünf Jahre gegeben).

In der Diskussion nach dem Vortrag erwähnt Andreas Summer, dass er viele Terminal Server ohne Exchange betreibt.

Karl geht auf die unseriösen Anbieter ein und fragt, ob Dieter eine Theorie hat, warum Microsoft nicht dagegen vorgeht. Dieter meint, möglicherweise ist Microsoft selbst unsicher.

Sein Fazit: Man muss sehr vorsichtig sein. Ansonsten begeht man eine Ordnungswidrigkeit. Daher sollte man darauf achten, dass ein sog. Service Provider License Agreement verfügbar ist und sich dies mit Nummer vorzeigen lassen kann.

Karl meint, der „Witz“ dabei ist, dass man das seit rund 20 Jahren machen kann. Zudem gibt es keine Instanz, die einen Richter fordert. Ferner bedauert er es, dass es keine preiswerten Hostinganbieter für Access gibt.

Daniel spricht das Thema Performance von gehosteten Access-Datenbanken an. Ist die Architektur sauber, sind 50 User möglich, ansonsten ~ 20 User.

Insgesamt reagiert Access im LAN sehr empfindlich bei Netzwerkabbrüchen und antwortet immer mit einer korrupten Datenbank. Daher ist es besser, im Backend einen SQL-Server zu betreiben.

Andreas Summer fragt, ob es ein Frontend für alle oder ein Frontend pro User. Dieter hält es „mal so, mal so“.

Es gibt einen Starter für Frontend. Klaus hat dazu z.B. ein eigenes Prozessverzeichnis und holt sich die Vorlage vom Fileserver.

Mit Blick auf eine möglich AEK fragt Karl in die Runde, wer sich vorstellen kann, im Oktober zu einer Live-Veranstaltung zu kommen.

Daniel meint, wenn die Hygienekonzepte stimmen, durchaus.

Das Thema „Corona und Hygiene“ wird uns noch länger beschäftigen, meint Karl. Die Herausforderung ist, wie man das sicher betreiben kann.

Auf die Frage, wie lange Corona noch dauert, meint Klaus „[…] 1 – 2 Jahre […]“ und Karl zitiert ihn gern 😉

Andreas Summer schildert zum Schluss noch ein technisches Problem. Er hat eine langsame Abfrage (~ 65000 Textdatensätze). Er vermutet als Ursache das Databinding im Formular.

Möglicherweise ist es ein Join zwischen einer SQL-Server-Tabelle und einer Access-Tabelle.

Klaus’ Tipp: Man kann den ODBC-Treiber mitprotokollieren lassen, welche SQL-Statements laufen.

Das Problem bei Access: Es kann ein Locking-Problem geben, da es nur die ersten Zeilen vom Recordset einliest.

Zudem könnte man T-SQL statt Access-SQL verwenden.

Klaus empfiehlt den Migrationsworkshop von Bernd Jungbluth und das Buch „Access und SQL Server“ von Andre Minhorst.

Empfehlenswert sind auch die Vorträge von Uwe Ricken, dem einzigen SQL-Master und AEK-Sprecher.

Letztendlich stellte sich bei Andreas heraus, dass Aggregatfunktionen Probleme bereiten.

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